Haben Sie bei Ihrem Kind eine oder mehrere der folgenden Schwierigkeiten beobachtet:

  • Zählen mit den Fingern, auch bei Zahlen weit über 10 und es gibt Schwierigkeiten mit den größeren Zahlenräumen?
  • Die Zuordnung von Zahlen und Mengen fällt schwer (z. B. fünf Finger und die Ziffer 5)?
  • Spiele, die das räumlich/visuelle Vorstellungsvermögen fördern (Memory, Puzzles, Bau- und Steckspiele), werden ungern gespielt?
  • Die räumliche und zeitliche Orientierung fällt schwer, Wege werden schlecht gefunden und es besteht die Angst, zu spät zu kommen?
  • Vergleiche wie größer/kleiner oder länger/kürzer oder der Umgang mit Maßeinheiten fallen schwer?
  • Textaufgaben scheinen unlösbar zu sein?

Wenn Sie einige oder alle dieser Fragen mit Ja beantworten können, handelt es sich evtl. um eine Rechenschwäche (RS) / Dyskalkulie. Dies kann durch eine fundierte Testung festgestellt werden.

Der Begriff der Rechenschwäche (RS) / Dyskalkulie

Kurz und knapp:

RS ist die Abkürzung für „Rechenschwäche“ oder auch „Rechenstörung“ (gleichbedeutend mit dem Begriff Dyskalkulie).

Ausführliche Informationen:

Unter Dyskalkulie versteht man eine Beeinträchtigung des arithmetischen Denkens. Schon im Kindergartenalter entwickeln die Kinder ein Verständnis für Zahlen und Mengen. Dieses Wissen wird in der Grundschule erweitert, so werden die Grundrechenarten erlernt und die Basis der mathematischen Logik eingeprägt. Alle Lernschritte bauen auf den vorangegangenen auf. Eine Dyskalkulie hemmt diesen Lernprozess hochgradig, betroffene Kinder verstehen Zahlen als Symbole und nicht als Angaben von Mengen. Somit fehlt bereits zu Beginn ihrer Schulkarriere das wichtigste Werkzeug der Mathematik. Rund 3-7% der Bevölkerung sind von dieser Teilleistungsschwäche betroffen.

Wir wollen als lerntherapeutische Einrichtung keine neue Definition oder Abgrenzung der Begrifflichkeiten vornehmen, sondern uns an den diagnostischen Leitlinien der kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis halten. Diese stellen eine Orientierung zur Ausführung des ICD-10 dar.

 

Eine Rechenstörung wird nach dem internationalen Klassifikationsschema ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie folgt definiert:

„Diese Störung bezeichnet eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist.“

Die Rechenstörung gehört somit zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (ICD-10 F81.2). Das Kind kann erheblich schlechter rechnen, als man nach seinem Alter oder seiner Klassenstufe erwarten würde. Schüler mit einer Rechenstörung sind mindestens so intelligent wie ihre Klassenkameraden. Die Rechenstörung kommt in allen sozialen Schichten vor.

Das Hauptdefizit der Dyskalkulie ist die mangelnde Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division.

 

In jedem Fall gilt es den Bedarf des Kindes für eine individuelle Förderung festzustellen.

Symptome

Bei betroffenen Kindern zeigen sich unterschiedlichste Leistungsprofile und abweichende Symptom-Kombinationen. Aber allen fehlt das mathematische Grundverständnis und weitere Lernfortschritte können nur unzureichend erzielt werden.

Anzeichen im Vorschulalter

Schon bei den 5-Jährigen treten Probleme im mathematischen Frühverständnis auf, Beispiele:

  • Schwierigkeiten bei der Zuordnung von Mengen und Angaben zum Verhältnis (mehr, weniger, kleiner, größer)
  • Probleme beim Zählen von Gegenständen
  • Probleme bei der Zuordnung von Menge zu Zahlen
  • Unsicherheiten bei Maß- und Mengeneinheiten (Gewicht, Längenmaß, Zeit, Geld)

Anzeichen in der Grundschule

  • Schwierigkeiten beim Benennen und Schreiben von Zahlen.
  • Probleme in der grundlegenden Interpretation von Rechenlogik: Rechenschritte werden nicht verstanden und aus diesem Grund oftmals auswendig gelernt und nicht auf geänderte Aufgaben abgestimmt.
  • Mathematikaufgaben werden deutlich langsamer und dauerhaft nur mit Abzählen (Finger oder Zählhilfen) gelöst.
  • Zahlen sind als grundsätzliche Mengenangabe nicht zuordenbar, jede Zahl wird immer wieder von neuem durchgezählt.
  • Erschwernisse mit dem Dezimalsystem (dreiundvierzig als 34) und Stellenwerten (einhundertsechs – 1006)
  • Verwechslung der Rechenarten in Aufgaben
  • Textaufgaben können nicht in Zahlen übersetzt werden.
  • Größere Kinder sind mitunter in der Lage, die Basisrechenwege zu beherrschen, allerdings brauchen sie überdurchschnittlich viel Zeit dafür, weil die Resultate einfacher Rechenaufgaben nicht dauerhaft gespeichert werden können.

Dramatische Folgeerscheinungen einer Dyskalkulie

Rechenschwache Kinder sind einer besonders hohen psychischen Belastung ausgesetzt, denn durch das Fehlen des mathematischen Grundverständnisses gibt es für sie überhaupt keine Möglichkeit, eine gestellte Rechenaufgabe zu verstehen oder zu lösen.

Aber auch außerhalb der Schule geraten sie immer wieder in für sie peinliche Situationen, etwa beim Lesen der Uhrzeit oder beim Umgang mit Geld. Diese Belastungen und der zusätzliche schulische Leistungsdruck ziehen oftmals weitere Probleme nach sich.

  • Auffällige Angst vor Mathematik
  • Vermeidungsverhalten
  • Psychisch bedingte körperliche Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Übelkeit, Schlafstörungen
  • Verlust von Selbstvertrauen, Schuldgefühle, Rückzug in die Einsamkeit
  • Konflikte mit den Eltern (Widerstand gegen Hausaufgaben), Motivationsverlust („Ich kann das sowieso nicht, ich bin so blöd.“)
  • Totale Schulverweigerung („Ich geh‘ da nicht mehr hin.“)

Die Rechenschwächetherapie

Kurz und knapp:

Eine Lerntherapie im Bereich Rechenschwäche setzt nicht am Schulstoff, sondern an den Basiskompetenzen und dem Zahlenverständnis an. Die Entwicklung und den Erwerb eines mathematischen Verständnisses eines Kindes vergleichen wir mit einem Haus: Sind die Fundamente des Hauses beschädigt oder gibt es Lücken in den unteren Stockwerken, kann das gesamte Gebäude nicht stabil sein.

Ausführliche Informationen:

Unser Therapiekonzept für die Behandlung der Rechenschwäche orientiert sich am aktuellen Stand der Wissenschaft. Wir legen großen Wert darauf, die Qualität unserer Arbeit durch Verlaufs- und Abschlusskontrollen zu sichern. Durch unsere fundierte Eingangsdiagnostik wissen wir um die Stärken und Schwächen des Kindes. Dadurch orientiert sich die Therapie nicht am aktuellen Stoff der Schule, sondern am individuellen Stand des Kindes auf dessen Grundlage ein individueller Therapieplan erstellt wird. Die Entwicklung und den Erwerb eines mathematischen Verständnisses eines Kindes vergleichen wir mit einem Haus: Sind die Fundamente des Hauses beschädigt oder gibt es Lücken in den unteren Stockwerken, kann das gesamte Gebäude nicht stabil sein. Deshalb ist die Aufarbeitung von Lücken im pränumerischen Bereich, aber vor allem der Aufbau eines sicheren Zahlverständnisses und daran anschließend der Aufbau eines sicheren Operationsverständnisses zentral für die Rechenschwäche-Therapie.

Die Vermittlung von Erfolgserlebnissen, Spaß am Lernen und an Mathe stehen dabei immer im Mittelpunkt, da die Lernmotivation zentral ist für den weiteren Therapieerfolg. Die Stärkung des Selbstvertrauens und der Abbau von Versagensängsten sind ebenfalls Kernbestandteile der Therapie. Dabei wird nicht nur das Kind entlastet, sondern das gesamte familiäre und schulische System und lässt Stärken des Kindes wieder ins Blickfeld rücken. Zum Einsatz kommen mathematisch und didaktisch durchdachte und strukturierte Veranschaulichungsmittel, die zum Aufbau von Vorstellungsbildern beitragen.

Auf eine regelmäßige Elternbetreuung und -beratung legen wir großen Wert. Sie findet in Form von individuellen Elterngesprächen statt. Der Austausch mit der Schule und dem Fachlehrer wird von uns ebenfalls gewünscht. Durch unseren multimodalen Förderansatz werden in der Regel bereits nach kurzer Zeit erste motivierende Erfolge erreicht.